22.11.2010

"Wenn man es selbst gut findet, ist das schon die halbe Miete" - Interview mit Thomas Bauer

Mit seinem kürzlich erschienenen Album "On the Right Side of Forty" hat sich Thomas Bauer eine Lebenswunsch erfüllt: eine professionell produzierte CD mit ausschließlich eigenen Songs. Dabei ist der Freiburger Singer/Songwriter, der den ersten Science Slam musikalisch unterstützen wird, schon eine ganze Weile in der (Freiburger) Musikszene unterwegs. Wir haben ihn im Art-Café getroffen und mit ihm über seine Musik und Uni-Karriere gesprochen. Und ein paar Tipps für die Science Slammer gab's gratis oben drauf.

SciSlamFR: Du bist ja als Musiker sehr bühnenerfahren. Welche Tipps kannst du den Science Slammern geben, die am kommenden Montag im Rampenlicht stehen werden?

TB: Man muss da sein Ding durchziehen und nicht so sehr darüber nachdenken, was die Leute davon halten. Wenn man es selbst gut findet, ist das schon die halbe Miete! In den Jahren, in denen ich von Musikmachen und ein bisschen Journalismus gelebt habe, hab' ich auch in Bands gespielt, bei denen wir uns verbogen haben, um "marktfähig" zu sein. Das war kein gutes Gefühl. Wenn man von dem überzeugt ist, was man tut, tritt man viel freier auf, eben authentisch - und das merkt auch das Publikum. Die eigenen Ideen durchzuziehen ist natürlich oft schwierig, langwierig und man ist stets von der Angst begleitet, dass man seinen eigenen Ansprüchen nicht gerecht wird. Gerade deshalb war es für mich ein so großartiges Gefühl, meine erste wirklich eigene Platte in der Hand zu halten. Das ist vergleichbar mit jemandem, der jahrelang an seiner Dissertation gearbeitet hat und dann - endlich! - das gedruckte Buch in den Händen hält.

SciSlam FR: Der Songs, der für deine Platte namensgebend war, heißt "On the Right Side of Forty". Das trifft ja ein wenig auch auf dich zu. Auch die Texte deiner Songs klingen trotz, oder vielleicht gerade wegen ihrer teils ironischen textlichen Brechungen sehr persönlich. Sind die Geschichten, die du in deinen Liedern erzählst, tatsächlich aus deinem eigenen Leben gegriffen?

TB: Zum Teil stammen sie wirklich eins zu eins aus meinem Leben - auch wenn ich nicht verrate, welche. Die meisten Texte haben sich jedoch aus einzelnen Ideen und Gedanken entwickelt, die ich weitergesponnen und verdichtet habe.

SciSlamFR: Mal eine blöde Frage: Warum machst du Country? Hast du etwa Agrarwissenschaften studiert?

TB: (lacht) Nein, aber ich habe tatsächlich die Kultur des Westens der USA studiert, und da gehört der Country natürlich dazu. Ich habe schon früh, vor allem über Johnny Cash, den Einstieg hierein gefunden und war 1996/97 für ein Studienjahr in Missoula, Montana. Dort gibt's noch echte Cowboys, die sich in den Bars prügeln, und 4 der 5 Radiosender spielen den ganzen Tag lang nichts als Country. Je mehr ich jedenfalls mit dieser Musik zu tun hatte, desto mehr faszinierte sie mich. Allerdings ist gar nicht so viel von mir wirklich Country, es hört sich oft nur stark danach an, weil manchmal z.B. eine Pedal-Steel-Gitarre dabei ist. So echten Country spiele ich vor allem gemeinsam mit meinem Vater - wir nennen uns "The Fabulous Farmer Boys". Zumindest vom Nachnamen her bin ich eben doch Landwirt, und zusammen spielen wir so richtig schöne Country Cover.

SciSlamFR: Du hast ja hier in Freiburg studiert. Sehen wir dich beim Slam am 17. Januar dann mal in einer anderen Rolle auf der Bühne?

TB: Nein, wohl kaum! Ich habe tatsächlich mal Neuere und Neueste Geschichte, Anglistik und Politikwissenschaften studiert, das ist aber inzwischen auch schon über 10 Jahre her. Ich habe zwar noch im universitären Umfeld gearbeitet - bis vor einem halben Jahr als Koordinator eines Promotionskollegs -, aber meine eigentliche "wissenschaftliche" Tätigkeit liegt doch schon viel zu weit zurück.

SciSlamFR: Aber du könntest ja das Thema deiner Abschlussarbeit in einen Song umwandeln und beim nächsten Slam vorspielen? Worüber hattest du denn geschrieben?

TB: Das ist ein interessanter Gedanke! Ich müsste mal überlegen, wie ich mein Thema - Ökologisches Denken in der BRD der 1950er Jahre - in einen Song umwandeln kann. Alternativ könnte ich ja zu meiner einzigen wissenschaftlichen Publikation, die ich je veröffentlichte, etwas machen - einem Aufsatz über John Wayne als Amerikanische Ikone, die tatsächlich in der Zeitschrift der Deutschen Gesellschaft zum Studium des Western gedruckt wurde ... Aber: Nee, ich glaube, ich lass' die Finger von der Wissenschaft, mache Musik und genieße den Slam als Zuschauer.

SciSlamFR: Naja, schau'n mer mal. Wir freuen uns jedenfalls sehr, dass du kommenden Montag den Slam auf diese Weise unterstützen wirst. Schon jetzt: Vielen Dank für deinen Support und danke auch für das Gespräch!

TB: Sehr gerne. Und der Slam wird sicher eine tolle Sache!

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- Thomas Bauers Homepage
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- Artikel "Songs zwischen Freiburg und Missoula" (von Thomas Steiner, Badische Zeitung, 11.09.2010)
- Interview "Cooler als der Liedermacher" (von Thomas Steiner, Badische Zeitung, 04.02.2010)

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